zu Herzinfarkt

Der Patient, den ich während bzw. im Rahmen meiner Herzinfarktstudie (1994) in Wien in der Erlanger Univ. Klinik in seinem Krankenzimmer untersuchen konnte, hatte einen akuten Herzinfarkt erlitten. Er musste also einen Revier-Konflikt mit DHS gehabt haben.

In Gegenwart des Stationsarztes fragte ich ihn, wann und welchen Revier-Konflikt er erlitten habe.

Antwort: „Keinen, er sei ein erfolgreicher Gastwirt, die Honoratioren des ganzen Dorfes seien  bei ihm zu Gast, er habe zwei gesunde Kinder, eine gute Frau, keine Geldsorgen, alles sei in Ordnung, von Revier-Konflikt könne keine Rede sein.

Nun fragte ich ihn, seit wann er dann an Gewicht abgenommen habe.

Antwort: „Seit 6 Wochen.“

Nach dem EKG konnte ich in etwa beurteilen, dass der Herzinfarkt kein besonders schwerer gewesen sein konnte.

Ich rechnete: Vor etwa 6 Wochen musste die Konfliktlösung gewesen sein, der Konflikt konnte höchstens 3 bis 4 Monate gedauert haben.
Ich sagte also zu ihm: „Vor etwa 6 Monaten muss etwas Schlimmes passiert sein, was Ihnen viele schlaflose Nächte gemacht hat, und vor 6 oder 8 Wochen war die Sache zu ‚Ende“

„Tja, Herr Doktor, wenn sie mich so fragen, aber nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass man von so etwas einen Herzinfarkt bekommen könnte.“

Es ergab sich folgenden:

Der ganze Stolz des Patienten war eine Voliere mit exotischen Vögeln gewesen.  Alle seine befreundeten Gäste dürften diese Vögel bewundern. Er hatte nicht mit Geld gespart, selbst seltenste Arten waren darunter. Vor dem Frühstück ging er schon hinüber und schaute nach seinen Vögeln, etwa 30 waren es inzwischen.

Eines Morgens kommt er wie gewöhnlich herüber – Ihm blieb der Mund offen stehen. Bis auf einen kleinen Piepmatz waren alle Vögel verschwunden.

Diebe“ war sein erster Gedanke und dies prägte sein DHS. „Diebe“ sind in mein Revier eingebrochen. Nachbarn kamen, man untersuchte die ganze Voliere. Schließlich fand man ein winzig kleines Loch unter der Voliere durchgegraben. Ein erfahrener Bauer sagt nur ein Wort: „Wiesel.“

Von da ab hatte der Patient nur einen einzigen Gedanken im Kopf: das Wiesel fangen. Es gelang ihm auch nach einigen Fehlschlägen das Wiesel in einer Falle zu fangen.  Erst jetzt konnte er daran gehen, die Voliere umzubauen, sozusagen „wieselfest“ zu machen und neue Vögel zu kaufen. Nach etwa 3 ½ Monaten war wieder alles in Ordnung und der Konflikt definitiv gelöst.

Da erlitt er seinen Herzinfarkt.

Wenn er sich die Sache nachträglich überlege, sagte er, war er in der konflikt-aktiven Zeit so stolz gewesen, ein paar Kilo abgenommen zu haben. Aber nun hatte er alles wieder zugenommen und noch ein paar Kilo dazu.

Der Stationsarzt in der Erlanger Univ. Klinik, der dem ganzen Gespräch beigewohnt hatte, kam aus dem Staunen nicht heraus.